Ich brauche nicht viel um glücklich zu sein
Bettina – Eine Woche nach ihrer Ankunft bei uns
Bettina hat bei ihrer Ankunft einen deutlichen Kulturschock erlitten. Die ersten Tage war sie wie erstarrt, und durch die Weihnachtszeit konnten wir uns nicht so intensiv um sie kümmern, wie es nötig gewesen wäre. Beim Spaziergang zeigt sie sich jedoch überraschend kooperativ: Sie läuft wirklich gut an der Leine, lässt sich lenken und reagiert kaum ängstlich auf ihre Umgebung.
Im Haus ist das Bild allerdings anders. Oft verharrt sie über eine Stunde an einem Platz, wenn sie sich nicht weitertraut. Möchte man sie dann bewegen, ist Nachdruck erforderlich – manchmal muss man sie tatsächlich ziehen oder sogar tragen. Wir haben festgestellt, dass es ohne Geschirr besser funktioniert: Mit dem Halsband lässt sie sich wesentlich leichter führen.
Männer lösen bei ihr große Angst aus. Sobald Marcus oder ein anderer Mann in ihrer Nähe ist, weigert sie sich, auch nur einen Schritt zu gehen. Frauen gegenüber zeigt sie sich entspannter, besonders wenn es ruhig im Haus ist. Dann folgt sie mir häufig und sucht ein wenig Nähe. An den anderen Hunden orientiert sie sich kaum. Sollte sie zu einem Zweithund vermittelt werden, müsste dieser unbedingt souverän und interessiert an ihr sein, sonst bleibt es bei einer bloßen Koexistenz.
Trotz allem zeigt Bettina positive Ansätze: Sie genießt Streicheleinheiten und nimmt gerne Leckerlis, was darauf hindeutet, dass sie innerlich nicht so stark gestresst ist, wie es manchmal wirkt. Es könnte gut sein, dass ihr Verhalten, sich „unsichtbar zu machen“, eine erlernte Strategie ist. Erfreulicherweise ist sie absolut stubenrein.
Was Bettina braucht:
Bettina sucht ein möglichst überschaubares Zuhause. Falls ein Garten vorhanden ist, muss dieser ausbruchsicher sein. Ein großes, unübersichtliches Haus mit großem Garten ist für sie weniger geeignet, da sehr schnell überfordert ist.
Bettina bindet sich stark an eine Person - bevorzugt Frauen, wenn sie sich in der Umgebung wohlfühlt und Vertrauen hat, ist sie anhänglich und verschmust.
Da sie viel Angst zeigt, sollten ihre zukünftigen Menschen auf jeden Fall Hundeerfahrung haben, optimalerweise mit ängstlichen Hunden oder bereit sein, regelmäßig mit einem Hundetrainer zu arbeiten. Es ist wichtig zu verstehen, dass Mitleid und übermäßige Rücksichtnahme bei Bettina nicht weiterhelfen. Stattdessen braucht sie klare Strukturen und eine sichere Führung.
Wir gehen davon aus, dass Bettina nach einem Umzug von vorne beginnen wird, sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Sie benötigt ein kleines, sicheres Reich, von dem aus sie in ihrem eigenen Tempo die Welt erkunden kann. Mit Geduld, Liebe und einer ruhigen Umgebung hat sie die Chance, sich zu einer treuen Begleiterin zu entwickeln.
Bettina betritt vorsichtig das Haus, und ihr Blick verrät pure Überforderung. Der Kulturschock ist greifbar – es scheint, als habe sie noch nie ein Zuhause von innen gesehen. Wie erstarrt bleibt sie im Flur stehen, unfähig, sich zu bewegen. Schließlich tragen wir sie zu einem Körbchen, wo sie sich reglos zusammenrollt. Dort bleibt sie liegen, wie angewurzelt, bis wir sie wieder rausholen.
Die anderen Hunde nehmen kaum Notiz von ihr, nur Black zeigt Interesse und versucht sie zu animieren, legt sich letzendlich zu ihr. Doch Bettina reagiert nicht, ihre Verunsicherung ist stärker. Wenn sie unbeobachtet ist, versucht sie nach einem Ausweg und probiert, aus dem Fenster zu entkommen.
Der erste Gang in den Hof wird zur weiteren Herausforderung. Die Kälte in Deutschland trifft sie unvorbereitet, und es ist offensichtlich, dass sie auch diese Erfahrung nicht mag. Zum Glück ist bereits ein wärmendes Jäckchen bestellt. Trotz der Startschwierigkeiten sind wir optimistisch: Mit Geduld und Liebe wird Bettina sich bestimmt bald einleben und Vertrauen fassen.
Was ist mir passiert?
Bettina und ihre Schwester Bellina lebten ihr Leben lang in einem Zwinger auf Sardinien. Vor zwei Jahren übernahmen wir die Hündinnen und brachten sie in eine Hundepension, um ihnen ein neues Leben zu ermöglichen. Doch der Trubel dort überforderte sie und sie zogen sich immer mehr zurück.
Wo bin ich?
Seit Ende November 2023 lebten die beiden auf unserer neuen Station, dem Weinberg. Dort gibt es vier großzügige Boxen und die Möglichkeit, im Rudel mit den anderen Hunden den Tag in einem Freilauf zu verbringen. Seit Dezember 2024 ist Bettina auf ihre Pflegestelle in Salzkotten umgezogen.
Wie bin ich?
Beide Hündinnen sind absolut sensible, freundliche Hunde. Seit ihrem Umzug auf den Weinberg blühen die beiden auf. Menschenhände, welche sie noch nie gespürt haben, streicheln ihre langen Schlappohren. Da wird genüsslich gegrunzt oder einfach nur die Augen geschlossen, um die Zuwendung zu genießen. Sie springen mit den anderen Hunden im Freilauf, lernen auf hündisch, dass so ein Leben auch fröhliche, verspielte Seiten haben kann. Es wird gebuddelt, gescharrt, in der Sonne entspannt. Wenn sich die beiden in ihre Körbchen zurückziehen, geschieht dies, weil sie sich nach all den Abenteuern und Eindrücken des Tages entspannen möchten.
Bettina liebt den Menschen über alles und ist todunglücklich, wenn ihre Pflegerin Celine sie abends im Käfig zurücklassen muss. Sie sehnt sich nach menschlicher Nähe und leidet extrem unter ihrer Situation; dadurch hat sie sich zu einer wahren Ausbruchskünstlerin entwickelt, denn trotz unserer Versuche, das Gehege ausbruchsicher zu machen, sucht Bettina immer weiter nach Möglichkeiten, auszubrechen. Gelingt ihr dies, rennt sie nicht weg, sondern sucht ihre Bezugsperson. Dabei läuft sie jedoch große Gefahr, sich selbst zu verletzen! Draußen lauert eine weitere Gefahr – der aggressive Nachbarshund, der eine andere Hündin bereits fast zu Tode gebissen hat.
Im Mai 2024 waren wir zu Besuch auf dem Weinberg und die beiden Mädels sind kaum wiederzuerkennen. Bettina ist die zugänglichere Hündin. Sie nimmt schneller Kontakt zum Menschen auf und ist im ganzen Wesen neugieriger. Sie liebt Streicheleinheiten so sehr, dass sie ihren ganzen Mut zusammennimmt und sich diese sogar von fremden Menschen holt. Ihr Kopf und ihr Körperbau sind schmaler und die Schlappohren sind bei beiden Schwestern rassebedingt vorhanden. Bettina hat ein sportlicheres Auftreten, ist sehr grazil. Sie rennt gerne und viel, buddelt gerne; ganz sicher wird sie viel Freude an Nasenarbeit haben. Noch ist sie ein wenig unsicher, wenn es um Spielaufforderungen durch die anderen Hunde geht. Sie lernt jeden Tag in großen Schritten, wie man sich sozial verhält. Sie ist dabei eher unterwürfig, zeigt keine Dominanz.
Was suche ich?
Wir suchen Menschen, die ländlich wohnen und über einen gut eingezäunten Garten verfügen. Der Zaun sollte ausbruchsicher sein, zudem sollte sich Bettina dort zu Beginn nicht allein aufhalten. Wir gehen davon aus, dass wenn sie einmal Vertrauen gefasst hat, der Mensch so wichtig ist, dass sie keine Ausbruchsversuche mehr starten wird.
Bettina würde sich sehr über einen souveränen Ersthund freuen, der ihr beibringen kann, dass all die neuen Eindrücke gar nicht so besonders sind. Wir wünschen uns hundeerfahrene Menschen, die sowohl die Kommunikation des Hundes verstehen als auch in der Lage sind, einen unsicheren Hund zu begleiten. Bettina sollte nicht verhätschelt werden. Genau das wären die falschen Ansätze. Sie muss ins Leben geführt werden, Unsicherheiten weitgehend ignoriert werden, damit sie lernt, dass alles nicht schlimm ist. Auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ruhe und Aktivität/Übungen muss in den ersten Wochen geachtet werden, damit Bettina alles verarbeiten kann.
Bettina ist vermutlich eine typische Jagdhündin, die im Haus ruhig und lieb ist, aber draußen Jagdtrieb zeigen könnte – vor allem nach ein paar Wochen/Monaten, wenn sie richtig angekommen ist. Ein ruhiger Haushalt ohne kleine Kinder wäre ideal. Kinder ab ca. 16 Jahren, die einfühlsam und geduldig sind, wären in Ordnung.
Es wird sicherlich Zeiten geben, an denen man manchmal verzweifeln mag, aber die Sprünge, die Bettina machen wird, wenn ihr euch an ein paar Grundregeln haltet, werden euer Herz berühren und eine unglaubliche Bindung zwischen euch zaubern.
Es wäre wunderbar zu wissen, dass jemand die Chance nutzen möchte, um Bettina aus der Vergangenheit zu befreien und das nicht nur aus Mitleid, sondern mit dem Gedanken und der Lust, gemeinsam etwas zu schaffen.
STREUNERHerzen
Tanja Beer
Telefon: (0176) 45 67 84 38
E-Mail: tanja.beer@streunerherzen.com
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